Die Modefarbe ‚Grün‘


Wie viel Nachhaltigkeit (ver)trägt der Konsument? Diesem Motto widmete sich der diesjährige Change Summit.

 

Um im Sinne des Umweltschutzes zu handeln, achten immer mehr Modeketten auf eine regionale Ausrichtung. Im Haus der Musik in Innsbruck diskutierten Expertinnen und Experten über die Machbarkeitsgrenzen von Nachhaltigkeit und Regionalität in der Textilerzeugung. Außerdem wurde von der Lebensraum Tirol Holding zum zweiten Mal die Auszeichnung für nachhaltiges Wirtschaften verliehen – der ‚Tirol Change Award‘.

 

Hauptaugenmerk auf Regionalität
Als Basis der Diskussion diente ein Experiment der Marke Tirol, das anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Kollektion Tirol gestartet wurde. Ziel war es, die legendäre Tiroler ‚Star-Mütze‘ ausschließlich aus heimischen Materialien und in Tirol herzustellen. ‚Wo Tirol draufsteht, soll auch Tirol drinnen sein‘ war der Grundgedanke. Das Design wurde in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Musiker Manu Delago entwickelt. Die Idee für das Design kam dem Musiker bei einem Waldspaziergang, bei dem ihn die verschiedenen Grün-Töne des Mooses beeindruckten. ‚Wir haben auch versucht ein traditionelles Element hineinzubringen und da habe ich mich vom Tiroler Hut inspirieren lassen‚, so Delago weiter über die ‚Star-Mütze‘. Mittlerweile ist mit einem Prototyp bereits ein erster Teilerfolg gelungen.

 

Trend zu Second Hand
Der Modedesigner Markus Spatzier setzt auf den Ankauf von Stoffen aus alten Lagerbeständen. Er sieht darin Qualitäten, die irgendwann weggeschmissen werden, obwohl man sie noch mit neuen Stoffen kombinieren könnte. ‚Mir liegt es am Herzen, weil das Sachen sind, die man Jahrzehnte tragen und weitervererben kann‚, erklärt Spatzier und fährt fort: ‚Es macht keinen Sinn, etwas nur für einen Anlass zu tragen, weil so viel Energie und Arbeit in dem Teil drinnen steckt. Wenn es im Second Hand landet, hat es ja zumindest noch einen Wert.Dr. Monika Hauck (kreative Ökonomin, Unternehmerin, soziale Aktivistin und City Ambassador der weltweit tätigen sozialen Bewegung Fashion Revolution) sieht in Zukunft den Second-Hand-Markt und damit nachhaltige Mode immer größer werden. ‚Mit meinem Unternehmen Repair Rebels wollen wir Menschen ermutigen, mehr zu reparieren, mehr Liebe für deren Lieblingsstücke zu zeigen und stolz darauf zu sein‚, so Hauck. Reparaturen würden Armut darstellen und die Herausforderungen sei es nun, das in Stolz umzuwandeln.

 

Politik und Konzerne in der Verantwortung
Wenn es um Nachhaltigkeit geht, sieht der ‚Popstar‘ unter den österreichischen Dokumentarfilmern Werner Boote das Problem, dass es jeder für sich auslegen kann. Vor allem bei größeren Produktionen werde noch viel gelogen und in Wirklichkeit gehe es nur um Profit. ‚Ich glaube, dass durch die immer größere Aufmerksamkeit auf das Thema auch die Politik nachziehen wird und den Konzernen Verbote vorschreiben muss, weil es anders wohl nicht gehen wird‚, erklärt der Regisseur seine Sichtweise. Für die Zukunft wünscht er sich einen faireren Ablauf: ‚Der Prozess wird eine Zeit dauern, aber ich ersehne den Moment, wenn Konzerne uns keine ‚grünen Lügen‘ auftischen werden und Produkte nachhaltig und fair hergestellt werden können.‚ Handschuh-Hersteller Markus Zanier stimmt Boote zu, dass nicht überall das drinnen ist, was draufsteht, hält aber auch entgegen, dass viele Unternehmer ‚sehr transparent und ehrlich mit dem Thema umgehen‚, wie auch sein eigenes Unternehmen. ‚Ich glaube, so kann man als Konsument schon relativ gut den Finger in die Wunde legen und die Versprechen einfordern, die gegeben werden‚, so Zanier.

 

Award belohnt nachhaltige Ausrichtung
Im Rahmen des Change Summit wurden Tiroler Unternehmen, Initiativen sowie Persönlichkeiten, die nachhaltig arbeiten, ins Rampenlicht gerückt. Zehn Nominierte konnten sich Hoffnungen auf den ‚Tirol Change Award‘ machen – eine Auszeichnung, die die Lebensraum Tirol Holding mit ihren Unternehmen Tirol Werbung, Standortagentur Tirol und Agrarmarketing Tirol für nachhaltiges Wirtschaften vergibt. Mit dabei waren die Genossenschaft gegen Lebensmittelverschwendung ‚feld:schafft‚, der Bergsportartikel-Hersteller Kohla, das Familien-Landhotel ‚Der Stern‚, das Biohotel Leutascherhof, Österreichs erste zertifizierte Bio-Blumengärtnerei Seidemann, die Visionärin Therese Fiegl (Tiroler Edle, Begründerin der Bauernkiste), die Mobilitäts-App ‚ummadum‚, das Naturhotel Waldklause, der Raumakustik-Experte Whisperwool und der Handschuh-Spezialist Zanier. Der 2. Tirol Change Award ging am Ende an das Familien-Landhotel ‚Der Stern‚.

 

Weiterführende Links:

 

Das war der 4. Tiroler Change Summit:

 

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Bildunterschrift: (v.l.n.r.) Josef Margreiter (GF Lebensraum Tirol Holding), Karin Seiler (GF Innsbruck Tourismus), ‚Tirol Change Award-Gewinner‘ René Föger (Familien-Landhotel „Der Stern), Bürgermeister Georg Willi, Wirtschafslandesrat Anton Mattle, Thomas Wass stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Tiroler Raiffeisenbanken und der RLB Tirol.