Die Liebe zu Ungeliebtem entdecken


Ist die Kartoffel zu groß oder zu klein? Ist die Gurke zu krumm? Ist die Schale bei der Zwiebel nicht komplett? Diese Fragen stellen sich den Mitgliedern der Initiative 'feld:schafft' nicht.

 

Alle Lebensmittel finden trotz ihrer vermeintlichen Schönheitsfehler den Weg in die Küche. Die Mitglieder der Genossenschaft wollen ungenutzte Ressourcen sinnvoll nutzen. Mit diversen Bildungsangeboten wird das Wissen rund um die nachhaltige Nutzung von Lebensmitteln auch nach außen hin transportiert.

 

feld:schafft – Genossenschaft zur Nutzung von Ungenutztem
Seit 2019 engagiert sich die feld:schafft dafür, ein besseres Bewusstsein im Umgang mit Lebensmitteln zu schaffen. Mit Maßnahmen wie der Nutzung von ungenutzten Ressourcen, Stärkung regionaler Versorgung, Beachtung der Saisonalität, Vermeidung unnötiger Verpackung oder Lieferung per Fahrrad praktiziert die Genossenschaft gelebte Nachhaltigkeit. Dass knapp die Hälfte der Produkte bereits bei der Ernte aufgrund der falschen Größe bzw. Farbe oder diversen anderen Mängeln aussortiert wird, ist ihr ein Dorn im Auge. Das Team aus Innsbruck sucht deshalb nach kreativen Möglichkeiten und verwandelt die Mangel- und Ausschussware zu köstlichen Gerichten. ‚Es gibt für uns keine ‚schlechten‘ oder ‚falschen‘ Lebensmittel. Alles, was produziert wird, kann auch verarbeitet werden‚, meint Silvia Plangger, Gründungsmitglied der feld:schafft. Gleichzeitig soll mit einem Bildungsprogramm auf die prekäre Situation aufmerksam gemacht und eine Lösung zu den jeweiligen Themen gefunden werden. Ziel ist es, Menschen zu zeigen, wie man unter anderem Lebensmittelabfall reduzieren und Lebensmittel weiterverwerten kann.

 

Gerettetes Gemüse, Essen in Gläsern und Lebensmittelbeschaffung mit dem Rad
‚I.G.G.I.T.‘ schreibt sich zwar ähnlich wie der Ausruf der Abscheu, bedeutet aber im Falle der feld:schafft ‚Innsbrucks gerettetes Gemüse im Topf‘. Dabei handelt es sich um warme, saisonale Suppen und Eintöpfe, die frisch gekocht ins Büro oder nach Hause geliefert werden. Will man die Speisen lieber selbst kochen, so helfen die Lebensmittelretterinnen und -retter gerne mit einer in Handarbeit hergestellten Suppenwürze aus. Unterstützt werden sie bei diesem Projekt von Klientinnen und Klienten der Lebenshilfe Tirol. Bei größerem Hunger bieten sich der ‚feld:LUNCH‘ und der ‚feld:BRUNCH‘ an, bei denen die Kundinnen und Kunden jeweils Menüs in Pfandgläsern bekommen. Durch diese Maßnahme wird unnötiger Plastikmüll vermieden.

Zu den Lebensmitteln kommt die feld:schafft über verschiedenste Kooperationen. Einerseits bezieht sie von Landwirtinnen und Landwirten regelmäßig Gemüse, das nicht für den Handel geeignet ist. Andererseits melden sich auch private Gärtnerinnen und Gärtner bei der Genossenschaft, wenn es einen Überschuss gibt. Zudem stammt ein Teil der ungenutzten Produkte von den beiden Kooperationspartnern ‚MPreis‘ und ‚foodsharing Tirol‘. Wo immer möglich, holt das Team der feld:schafft die Ware – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – mit Rad und Anhänger ab.

 

Sensibilisierung durch Praxis und den „Weltacker Tirol“
Bei ihren Workshops und Seminaren verfolgt die feld:schafft einen praktischen Ansatz. Mit Blick auf das Klima sollen die Auswirkungen der Lebensmittelverschwendung sichtbar gemacht werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen sich näher mit Lebensmitteln, deren Wertigkeit, deren potenzieller Nutzung mit den Auswirkungen der Nicht-Nutzung und dem nachhaltigen Konsum auseinander. Im Zuge dessen erkennen die Beteiligten die Zusammenhänge des eigenen Konsums und finden im nächsten Schritt Lösungen für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln. ‚Das hautnahe Erlebnis mit Lebensmitteln steht im Mittelpunkt. Nur so werden die Zusammenhänge in Bezug auf die Nachhaltigkeit deutlich‚, sagt Claudia Sacher, ebenfalls Gründungsmitglied der Initiative. Durch das Projekt ‚Weltacker Tirol‘ will die feld:schafft diese ‚Umgangsformen‘ weiter in den Vordergrund rücken. Der Grundgedanke besteht darin, die Endlichkeit der Fläche auf der Erde auf eine positive Weise aufzuzeigen und die Wertschätzung der Produkte und Landwirtschaft zu steigern.

 

Antworten zu Fragen der Nachhaltigkeit in der feld:Schule
Warum werden so viele Lebensmittel weggeworfen? Was mache ich mit altem Brot, damit es nicht im Müll landet? Kann ich die Blätter von Radieschen wirklich essen? Wie viel Ackerfläche verbrauche ich für mein Brot zum Frühstück? All diese und noch viele weitere Fragen werden im Zuge der feld:Schule beantwortet. ‚Die jüngere Generation soll durch die feld:Schule zum nachhaltigen Denken angeregt werden‚, so Sacher. Auch hier sieht das Team in den praktischen Erfahrungen die größte Wirkung. Die Ansätze sind dabei vielfältig. Bei einem Ausflug durch die Stadt lernen Kinder und Jugendliche alternative Möglichkeiten zur Lebensmittelbeschaffung kennen. In einem Gemeinschaftsgarten erforschen sie die Pflanzenvielfalt und lernen, was essbar bzw. nicht essbar ist. Dementsprechend geht es auch um die Verwertbarkeit der Lebensmittel. In diesem Rahmen absolvieren die Schülerinnen und Schüler ein Sinnestraining, um genießbare von nicht genießbaren Lebensmitteln zu unterscheiden. Zu den weiteren Themen zählen die Regionalität, der Weg vom Feld in die Küche und die Methoden des Konservierens.

Die feld:schafft spricht nicht nur über Nachhaltigkeit, sondern gibt ihre Werte durch praktische Konzepte an Erwachsene, Jugendliche und Kinder weiter. Makel bei Lebensmitteln gibt es für sie nicht. Alle Lebensmittel – ob noch so klein, groß, krumm oder bunt – sind in ihrer Küche willkommen.

 

Weiterführende Links:

 

feld:schafft ist eine Tiroler Erfolgsgeschichte. Die Lebensraum Tirol Holding holt in Zusammenarbeit mit ihren Tochterun­ternehmen (Tirol Werbung, Standortagentur Tirol und Agrarmarketing Tirol) besondere Unternehmen, Projekte, Initiativen und Personen vor den Vorhang. Was alle eint: Sie nehmen eine Vorreiterrolle und eine besondere Vorbildwirkung für Nachhaltigkeit und verantwor­tungsvolles Wirtschaften ein. Sie tragen zur Zukunfts­fähigkeit der Tiroler Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt bei und regen zur Verbreitung tragfähiger Veränderungs­konzepte an. Weitere Erfolgsgeschichten finden Sie hier.